Da stoßen Welten aufeinander! Im Konflikt mit dem Typen „ich hab´immer recht“-Boss duckt sich so manche Führungskraft oder auch direkter Kollege lieber weg anstatt aufzubegehren und die direkte Konfrontation zu suchen. Schafft das dauerhaften Frieden zwischen den Parteien?
Das Top-Down-Syndrom:
Die Führungskraft macht gute Arbeit. Die Führungskraft hat aber immer „eine(n) über sich“ und entscheidet selten alleine. Gute Arbeit wird oft aufgelöst oder zumindest verwässert, wenn es zwischen den Entscheidern „rumpelt“. Da steht auf der einen Seite der integrative, kooperative Mensch, der seine Entscheidungen gerne auf mehrere Expertenschultern verteilen möchte, um sicher zu gehen, dass diese zum Wohle des Unternehmens ist. Auf der anderen Seite der Führungskräfte steht der ausgesprochene Machtmensch. Er will und muss gewinnen. Er will seine Meinung durchsetzen, koste es was es wolle. Glaubenssätze wie: „wenn ich jetzt nicht entscheide, passiert ja hier nichts im Laden“. Er selbst sieht sich im Team als den Macher, den Voranbringer, den Motor. Diese Art von Führungskraft setzt sich wortgewaltig in Szene und duldet wenig Widerstand. Die anderen Führungskräfte oder Mitarbeiter sieht er als Weicheier, als schlappe Kreaturen an, denen er einfach im guten Sinne den Weg zeigen muss. Er regiert von oben herab und kommt in vielen Fällen somit auch bis an die Spitze der Hierarchie.
Verlust von Ressourcen, Motivation und Vertrauen der Führungskraft sind die Folge:
Diese Machtmensch-Typen haben es schwer. Sie regieren mit Kraft, mit einem Übermaß an Energie und treten meist alles platt, was ihnen in den Weg kommt. Es fehlt an Respekt, Vertrauen, Einfühlungsvermögen. Diese Führungskraft sieht nicht, was sie einerseits zwar „voranbringt“, andererseits aber nachhaltig (zer)stört. Anstatt sich im Kollegen- und Mitarbeiterkreis einzubinden, zu hören, wahrzunehmen, was jeder Experte auf seinem Niveau zu Sachverhalten oder auch zum Thema Führung Gutes zu sagen hat, regiert beim Typ Machtmensch ein hohes Maß an Egozentrismus. Zu Lasten der anderen. Kooperative, integrative Mitmenschen suchen zwei,- dreimal aktiv den Weg zum „Leitwolf“, beziehen nicht selten verbale „Prügel“ für ihre Ansätze und reagieren resignativ. Sie scheuen die Konfrontation, sie entziehen ihrem Machtmenschen das Vertrauen, den vollen Einsatz und werden rasch demotiviert. Der entstehende Schaden ist evident. Nicht selten gehen die „Opfer“ in die innere-Kündigungshaltung, harren aus und schaden sich und dem Unternehmen.
Der goldene Weg zu mehr Gehör und innerer Zufriedenheit.
Der Rückzug hat sich eindeutig als der falsche Weg herauskristallisiert. Rückzug bedeutet sowohl für den Machtmenschen als auch den kooperativen, integrativen Kontrahenten Verlust. Den Machtmenschen in seiner Form des „Regierens“ zu ändern, ist den wenigsten bislang gelungen. „Sie sind wie sie sind“. Für die integrative, kooperative Führungskraft hingegen öffnet sich das Fenster an mehr Durchsetzungsvermögen, in dem sie im Falle eines Disputes so vorgeht: Ausreden, Austoben lassen. Warten bis der Machtmensch seine Position vollends vorgetragen hat. Nicht widersprechen, Blickkontakt halten. Möglichst versuchen, die Position des Machtmenschen oder Teile dieser verstehen und diese durch Gestik wie freundliches Nicken oder kleine, unspektakuläre „ah, ich sehe ihren Punkt“-Äußerungen als positiven Beitrag quittieren. Der Machtmensch braucht erst mal seine Bühne. Er inszeniert erst einmal sich selbst. Der Einsatz der integrativen, kooperativen Führungskraft kommt dann, wenn tatsächlich die Luft aus dem „Heißluftballon“ raus ist. Dieser Zeitpunkt ist deutlich spürbar. Zu diesem Punkt kommt es schneller, als der Kontrahent während des Disputes fühlt. Also: abwarten und „Tee trinken“. Dann: mit unablässigen Blickkontakt, mit bewusst eingeleiteter Körperentspannung geht die Führungskraft -wenn möglich- positiv auf Fragmente des gegnerischen Beitrages ein. Z.B: „ich finde gut, wie…, dass…., ich bin bei ihnen,….. (Ich-Botschaften sind hier unbedingt angezeigt) Nach ein paar ehrlichen Entgegnungen auf den vorangegangenen Redeschwall wird die integrative, kooperative Führungskraft mit Ich-Botschaften fortfahren, wie z.B.: „ich habe bereits die Kalkulation vorbereitet. sie sieht recht ordentlich aus.““mir ist wichtig, ihnen am Beispiel von….zu zeigen“, „ich werde das Projekt bis….vollständig ihnen für ihr OK vorlegen“. Durchaus auch: „ich erwarte von ihnen als meinem Boss, dass…..“ „mir sind ihre Gedanken in dieser Sache sehr wichtig“ Somit schafft die kooperative Führungskraft nicht nur auf ihrem Führungslevel einen guten Nährboden für Kooperation und Integration sondern auch zwischen Boss und sich selbst. Probieren Sie es aus! Es funktioniert bestens.
www.gwm-coaching.de, 21. Juli 2016, Georg-W.Moeller