Die emotionale Achterbahnfahrt nach einer Fehlentscheidung:
Irren ist menschlich. Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Der Volksmund hat so allerhand Weisheiten im Falle des Scheiterns parat. So auch für Führungskräfte??? Führungskräfte umgeben sich oft mit der Aura des Unfehlbaren. Sie entscheiden, häufig aus dem Bauch heraus, situativ, wie es so schön heißt. Es ist nur allzu verständlich, dass auch eine Führungskraft nicht davor gefeit ist, mal ordentlich danebenzulangen, Fehler zu machen und dabei Mitarbeiter ungerecht oder gar falsch zu behandeln. Nun ist aber die Entscheidung gefallen. Es gibt offensichtlich kein Zurück mehr. Führungskräfte „ver-fehlen“ nicht. Die emotionale Achterbahn nimmt an Fahrt auf. Noch bevor Mitmenschen aufbegehren, kritisieren, in Frage stellen, nimmt die Führungskraft wahr, dass sie eine Fehlentscheidung getroffen hat. Bauchkontraktionen, Schweißausbrüche, flaue Gefühle, „enger“ Hals oder Schluckbeschwerden sind nur ein paar Gefühle, die anzeigen, dass hier etwas gründlich schief gelaufen ist. Damit einher gehen Emotionen wie Peinlichkeit, Scham, Angst etc. Doch die Position des Bosses hält den Verursacher der Fehlentscheidung zurück, Farbe zu bekennen, zu äußern, dass er oder sie mit der jüngst getroffenen Entscheidung, Weisung einen Fehler begangen hat.
„Hose runter“, Farbe bekennen, Entschuldigung oder Verzeihung sind jetzt angebracht!
Es hilft nun mal nicht, weiter zu leugnen, oder gar andere für die eigene Fehlentscheidung hinzuhängen. Die Führungskraft ist gut beraten, sich im wahrsten Sinne des Wortes zusammenzureißen, sich der Fehlentscheidung, des Scheiterns, bewusst zu werden. Eine gute Führungskraft analysiert schnell, wie es zu diesem Scheitern gekommen ist, was für äußere und persönliche Gründe zu diesem „Fehlverhalten“ geführt haben. So wird auch klar, wer oder was von diesem Scheitern betroffen ist. Es gilt, „die Hose runterzulassen“, ehrlich auf die Betroffenen zuzugehen. Es muss nicht lange erläutert werden, was zu diesem Scheitern geführt hat. Entscheidend ist, mögliche verletzte Seelen anzusprechen, um Verzeihung, um Nachsicht zu bitten und die Fehlentscheidung zu korrigieren.
Die Krise in eine persönliche Stärkung wandeln:
Eine klare Ich-Botschaft hilft für Klarheit zu sorgen: „ich -Führungskraft- bekenne mich, einen Fehler gemacht zu haben. Ich-Führungskraft habe persönlichen oder materiellen Schaden angerichtet. Das tut mir leid. Ich bitte um Nachsicht, um Verzeihung“. Wenn ein solches Statement zeitnah zur Situation des Scheiterns von der Führungskraft geäußert wird, wenn der betroffene Mitarbeiter, Kunde, Mitmensch die Authentizität in der Haltung und in den Worten der Führungskraft erkennt, ist in Windeseile der Burgfrieden wieder hergestellt,bzw. bricht erst gar nicht größerer Unmut aus. Eher wird die Persönlichkeit gestärkt aus der Situation herausgehen. Der Mitarbeiter, Kunde, Mitmensch stellt fest, dass die Führungskraft ehrlich, aufrichtig ist und zu dem steht, was sie entschieden hat, eben auch zu Fehlern. Das macht die Führungskraft groß und souverän. Der Mitarbeiter, Kunde, Mitmensch dankt diese aufrichtige Haltung der Führungskraft durch verstärktes Vertrauen in der Zukunft.
www.gwm-coaching.de, 19. Juli 2016
Georg-W. Moeller