Der souveräne Umgang mit Angst, Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit
Wie die Erziehung uns zusetzen kann?
Angst ist nix für starke Typen. Insbesondere Jungs dröhnt es noch in den Ohren, doch sich bitte schön zusammenzureißen, wenn in Kindertagen auf dem Roller die enge Kurve zu schnell genommen und darauf hin die Knie arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Mädchen durften schon mal weinen, aber bitte schön im Verborgenen, um peinliche Rückfragen der Umgebung zu unterdrücken. Kennen Sie solche Erinnerungen? Hand aufs Herz? Was davon ist auf anderer Ebene im Erwachsenendasein geblieben? Schon die lieb gemeinte leere Willkommenshülse: „na wie geht´s denn“, wird doch fast immer ausweichend, möglichst positiv, beantwortet, um ja keinem Fremden in das Innere von uns Einblick zu gewähren. Auch in solchen Situationen folgen wir häufig dem Diktat unserer Vorfahren (wo bei sich bis heute an diesem Verhalten nichts Wesentliches geändert hat…), ausweichend auf eher berührende Fragen zu antworten.
Für klein und groß gilt:Das Leben ist nun mal kein Streichelzoo!
Und doch: immer wieder haben wir es im täglichen Leben mit wirklich misslichen Situationen zu tun, mal kürzer, mal länger, mal tolerabel, mal echt fordernd. Erinnern Sie sich an die letzte einer solchen Krise? eine ernste Krankheit, oder eine Krankheit „zum falschen Zeitpunkt“, z.B. direkt vor einer Reise, der Verlust des Arbeitsplatzes, oder zumindest handfesten Krach mit dem Chef oder Kollegen, Zoff mit dem Partner oder den Kindern, der Tod eines geliebten Menschen, die Wut über sich selbst, richtig Bockmist wider besseres Wissen gemacht zu haben? Oder gar der große Weltenschmerz: Wie wird das noch alles werden im Alter, nach dem Berufsleben, oder was machen die Politiker mit uns hier in Europa, oder wie werden wir mit der Flüchtlingsflut fertig? Alles an den Haaren herbeigezogen, oder doch eher der Nährboden für unliebsame Erinnerungen? Verbunden mit solchen Erlebnissen ist häufig große, tiefe Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit, Wut und vor allem Angst, die Situation könne wo möglich so bleiben und sich nicht wieder zum Guten wenden. Bedauerlich ist, dass ein jeder eine unterschiedliche Toleranz für solches Ungemach hat. Der eine mimt den „Coolen“ und verdrängt nach Leibeskräften seine Krise, der andere greift gleich zur „Pille danach“, um sich selbst zu schützen. Doch hilft das? Lässt sich so ein Leben lang souverän gestalten, um mutig, hoffnungsfroh, zuversichtlich, im Vertrauen auf höhere Mächte, diese Herausforderungen zu meistern? Wir alle wissen, dass auf Regen auch wieder Sonnenschein folgt, so die uns überlieferte Volksweisheit. Im Leben folgt eben nicht eine Glückssträhne der nächsten, oder eine Pechserie der folgenden, sondern -auch hier wieder eine Volksweisheit- das Leben hat so manche Überraschung parat. Wie gehen wir also mit den uns auferlegten Krisen souverän um?
Vertuschen, Überspielen, Verdrängen, Ignorieren kann´s ja wohl nicht sein!
Wer nun ehrlich sich seiner Situation stellt, stellt fest, dass die Angst vor dem ungewissen Ausgang eines jeden Veränderungsprozesses, dh. der Bearbeitung des Problems, der große Blockierer in uns ist. Ich bewege mich am besten nicht, weil ich ja nicht weiß, was mich dort draußen auf der Straße erwartet. Ein Ziegelstein von oben auf den Kopf, ein Auto, das mich überfährt, eine Virusinfektion, die endgültige Trennung, die Eskalation meines Streites usw. Diese Angst vor der Zukunft, vor der Veränderung lähmt. Sie schafft vor allem nicht den Ausweg aus meiner Wut, meiner Trauer, meiner Hoffnungslosigkeit. Wenn ich also nichts tue, verändert sich wo möglich auch nichts zum Guten. Wie trostlos! An dieser Stelle ist Mut gefragt. Der Mut und die Zuversicht, gespeist aus der Erfahrung, dass wir doch im Leben schon die eine oder andere Klippe meisterhaft umschifft haben. Wie war das damals? Wie war da unser Empfinden, als wir plötzlich aus der Krise als Sieger hervorgegangen waren? Wie hat sich das angefühlt, plötzlich an dem ursprünglich mit dicken Regenwolken verhangenen Himmel die erste lichte Stelle des Himmels entdeckt zu haben, den ersten zarten Sonnenstrahl und schon recht bald die wärmende Sonne und den makellos blauen Himmel in vollen Zügen genossen zu haben? An dieser Stelle lade ich Sie ein, ein Selbstgespräch zu beginnen. Fragen Sie Ihren inneren Ratgeber, wohin die Reise wohl gehen mag.
Das Ziel ist der Weg!
Schauen Sie ganz bewusst Ihre jetzige Situation genau an. Was ist anders als vorher? Was hat sich so verändert, wer hat Anteile an dieser Veränderung? Was steht in Ihrer eigenen Macht, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Ihnen den Weg zurück zum Glück versperren? Formulieren Sie für sich -am besten schriftlich- Ihr Ziel, das Sie zurück auf die Siegerstraße führen wird. Fixieren Sie Ihr Ziel mutig, zukunftsbestimmt. Sagen Sie genau an, was Sie präzise erreichen, verändern wollen, wie können Sie den Weg zum Ziel stets minutiös verfolgen und dann auch bemessen, wenn Sie durch die Ziellinie gehen. Was genau ist dann so attraktiv für Sie, das Ziel zu erreichen. Bedenken Sie bitte immer, dass das Ziel, das Sie sich setzen, für Sie stets realistisch sein muss, damit Sie „Hunger“ auf den Sieg verspüren und nicht irgendwo unterwegs schlapp machen. Und zu guter Letzt: Bestimmen Sie den Zeitrahmen, in dem Sie Ihr exakt formuliertes Ziel erreicht haben wollen. Was wird sich dann verändert haben, wenn Sie wieder „obenauf“ sind? Wie wird sich das anfühlen? Wer wird diese möglicherweise noch so kleine Veränderung an Ihnen zuerst feststellen?
Zu guter Letzt:
Üben Sie sich in Geduld. „Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden“. Seien Sie dankbar für das, was Sie Schrittchen für Schrittchen erreichen und belohnen Sie sich für die kleinen Meilensteine, die sie auf Ihrem Wege antreffen.