warum Streit im Job, speziell mit der Führungskraft, so häufig verkrampft und wenig lösungsorientiert geführt wird.
Die Streit erstickende Ausgangslage:
Streit ist negativ. Streit ist zerstörend: Vertrauen, Miteinander, Achtung, Wertschätzung, Aussicht auf eine gute Beurteilung oder gar eine Beförderung. Die Führungskraft (der da oben..) hat so oder so recht. Also Achtung! Streit vermeiden, oder nur mit gebremstem Elan führen. So geht es vielen Menschen, die in eine Streitsituation hineingeraten. Natürlich gibt es auch die Rambos, die wortgewaltige Auseinandersetzungen geradezu „brauchen“. Die vermeintlichen Alphatiere, die mit einer Art Hirschbrumft alles wegröhren, was ihnen zur Festigung ihrer Chefposition im Wege steht. Dieser Typ von Führungskraft ist jedoch in aller Munde, aber nicht unbedingt eine gute Führungskraft. Wer mit Angst regiert, erstickt gute Ideen im Keime. Menschen dieses Kulturkreises taktieren besonders in nahen Beziehungen zu Partnern oder im Job vorsichtig, ängstlich. Besonders Dispute als Mitarbeiter mit einer Führungskraft werden lieber klein gehalten als ausgefochten.
Was steckt hinter dieser feigen Duckmäuserei?
Wer kennt sie nicht diese Glaubenssätze, die im Kindesalter von der Elterngeneration den Kleinen eingehämmert werden: halte dich bedeckt, beiße nie die Hand, die dich füttert, sei zurückhaltend, nicht vorlaut, brav, anständig. Nur um ein paar dieser ausbremsenden Maßregeln zu bemühen. Bereits in der Kindheit wird die Duckmäuserei, der Hang zur Feigheit angelegt. An dieser Stelle soll aufgeklärt und keineswegs zur Hetzjagd geblasen werden. Mit diesen guten Ratschlägen entwickelt sich das Kind zum Jugendlichen, nutzt die kurze Episode der Pubertät, um aufzubegehren, sich abzunabeln, um erwachsen zu werden. Führungskraft wie Mitarbeiter, Partner, Nachbarn, Freunde -alle die, die in Beziehung zu jemand stehen, sind jedoch in der Prägephase ihrer Kindheit so „geimpft“, dass die Streitkultur auf „low energy“-Modus gestellt ist. Die Furcht, sich mit falschen Äußerungen zu outen, mit einem möglichen Streit unübersehbare Folgen des Widerstandes ernten zu können, ist enorm. Die Folge ist logisch. Der Mensch ballt die Faust, weil er wütend, zornig oder einfach nur anderer Meinung ist und schweigt lieber oder verbiegt seine Persönlichkeit bis zur Unkenntlichkeit.
Das Ziel ist die Konfrontation auf Augenhöhe!
Mit dieser Erkenntnis, dass in vielen Menschen das Konfliktverhalten wie beschrieben angelegt ist, wird Bewusstsein geschaffen. Dieses Bewusstsein dient sowohl der Führungskraft als Reflexion ihres Führungsstiles als auch dem angestrebten Kurswechsel des Mitarbeiters, Partners, Nachbarn etc. Vorausgesetzt es besteht zwischen den Konfliktparteien ein grundsätzlich vertrauensvolles, wertschätzendes Verhältnis, so kann die Führungskraft ihrem Mitarbeiterstab nicht nur durch entsprechend offenes Verhalten sondern auch durch „klare Ansage“ Mut machen, Streit, dh. Konfrontation offen zu suchen und auszufechten. Es geht im Zweifelsfalle um die Klärung von unterschiedlichen Sicht- und Erlebensweisen und nicht um pure Rechthaberei. Das Ziel einer Konfrontation ist die Förderung des Zusammenseins, egal ob im Job oder zu Hause. Ferner dient eine faire Austragung eines Streites auch dem Selbstwert, beispielsweise dann, wenn die Führungskraft sich vom eigenen Standpunkt oder dem Optimierungsvorschlag überzeugen lässt und optimaler weise auch noch ein Lob für diese gute Idee verlauten lässt.
Der Weg zum Ziel: für Führungskraft wie Mitarbeiter:
„Erst denken, bevor man redet“. Mit dieser ziemlich platten Weisheit ist aber ein guter Start angelegt. Was empfindet die Konfliktpartei als falsch, veränderungswürdig, missverständlich, als zu teuer, unrentabel, ungerecht usw. Wie exakt kann die Gegenposition artikuliert werden. Wie präzise sind Fakten herauszuarbeiten, ohne dass zu viele Gefühle und Emotionen die eigentliche Botschaft verzerren. Das sind Fragen, die zunächst an sich selbst zu stellen sind. Die erfolgreiche Konfrontation mit der Führungskraft, dem Partner, den Kindern, den Nachbarn, Freunden usw. gelingt dann, wenn ich mit diesen harten Fakten und ICH-Botschaften an den Kontrahenten herantrete. Jeder Streit wird deeskalierend geführt, wenn die eigene Position beschrieben wird, ohne den Gegenüber anzugreifen. Ganz einfach: lieber: ich habe Sorge, dass unser Projekt X mit den von mir genannten Fehlern für den Markt freigegeben wird als: Sie übersehen an dieser Stelle (schon wieder), dass das Projekt X noch so voller Fehler steckt. Der Unterschied: mit der ICH formulierten Ansage wird das eigene Erleben, die eigene Meinung platziert, ohne den Gegenüber anzugreifen. Bei der SIE formulierten Botschaft fühlt sich möglicherweise der Gegenüber ertappt, schwach, überführt… Das hat keiner gerne und geht eher in den Widerstand.
Fazit:
Der klug und mutig ausgetragene Streit stärkt die Position und das Selbstvertrauen dem anderen gegenüber!